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Buchtipps - Belletristik

Mit scharfsinnigem Witz und klugem Humor beschreibt Giulia Becker, Verfasserin zahlreicher feministischer und polarisierender online-Kommentare, die großen und kleinen Alltagssorgen ihrer Figuren. Ihr selbst erklärtes Ziel: einen Roman über „Personen, die eigentlich immer durchs Raster fallen, weil sie nicht großartig viele Dinge erleben“ zu schreiben. Genau das ist ihr ganzwunderbar gelungen: mit viel Ironie und teilweise abstrusen Überspitzungen macht Giulia Becker deutlich wer in der Gesellschaft gehört wird und wer eben nicht.

Athos der Förster, 2014 im Original erschienen, ist ein seltenes, aufschlussreiches und auch erschütterndes Leseerlebnis. Als ´von unten´ erzählte griechische und griechisch-deutsche Geschichte hätte das Buch sämtliche Preise zur Förderung europäischen Dialogs verdient und beschämt angesichts verweigerter deutscher Reparationszahlungan an Griechenland und des Elends deutschdominierter EU-Politik. (F.Peters)

Jetzt als Taschenbuch: Was ist da passiert? Einen Liebesroman wollte er schreiben, und nun publiziert Edouard Louis einen Bericht, den er Roman nennt, über eine Vergewaltigung, die Bedrohung des eigenen Lebens, die er in einer Weihnachtsnacht in seiner Pariser Wohnung selbst hat erleben müssen.

Widerstand kann auch im Kleinen stattfinden. Dazu gehört Mitgefühl, die Überzeugung, dass falsch ist, was geschieht und eine beachtliche Portion Courage. In acht Geschichten wird in diesem biografischen Erzählband von Personen berichtet, die sich „im Kleinen“ widersetzt haben und damit Menschlichkeit an den Tag legten gegen ein unmenschliches System. Manchmal gibt es Bücher, die ganz langsam „in einem arbeiten“ und nachwirken - auch wenn dieses Buch keinen großen Umfang hat, zählt es für mich dazu, weil der Inhalt umso eindringlicher ist. (H. Pfaffmann)

Vor 25 Jahren fand in Ruanda der größte Völkermord der jüngeren Geschichte statt. Das Buch "Kleines Land" von Gael Faye spielt im Nachbarland Burundi, der Heimat des Autors.

Alle, die sich bei diesem Roman vom Genre "Western" abschrecken lassen, sind selber schuld; Sie verpassen eines der großartigsten Bücher der letzten Jahre. Grausam und zärtlich und voller Hunger aufs Leben lässt Sebastian Barry seinen Helden erzählen von den Indianerkriegen, dem Bürgerkrieg und seinen Tagen als Tanzmädchen in einem Saloon. Und natürlich von seiner großen Liebe, die er schon mit 15 Jahren kennenlernt. Zum Heulen schön! (P.Philippi)

Jetzt im Taschenbuch, der wundervolle historische Roman von Daniel Kehlmann! Den berühmten Spaßmacher, bei dessen Späßen das Lachen oft im Hals stecken bleibt, in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu verpflanzen, stellt sich als ein gelungener Schachzug heraus. In einer Zeit voller Gewalt, Grausamkeit, Hunger und Elend wird auch aus dem Narren Tyll eine zwielichtige Gestalt, der nicht zu trauen ist.

Bibliotheken, Museen, Institutionen aller Art und Privatpersonen; über drei Seiten erstrecken sich die Danksagungen im Anhang dieses Romans, und zeugen davon, wie intensiv Francesca Melandri die Geschichte des italienischen 20. Jahrhunderts durchpflügt hat - um sie dann exemplarisch mit einer Familiengeschichte, die der Profetis, zu verbinden. Im Zentrum der einst charismatische, nun vor sich hin dämmernde steinalt gewordene Attilo, durch den Melandri die faschistische Vergangenheit Italiens erzählt.

„Eine Kleinstadt irgendwo in Colorado. Die siebzehnjährige Victoria ist schwanger. Den Vater des Kindes, eine Sommerliebe, kennt sie kaum. Aber sie will das Kind unbedingt zur Welt bringen, auch wenn ihre Mutter sie deswegen aus dem Haus geworfen hat. Durch die Vermittlung ihrer Lehrerin Maggie Jones kommt Victoria auf der Farm von Raymond und Harold McPheron unter, zwei rauhbeinigen, unverheirateten alten Viehzüchtern, die mehr Ahnung von Kühen als von Menschen haben.

Freiheitskämpfer oder Terroristen? Es hängt wohl sehr vom Standpunkt des Betrachters ab, welches Urteil über die ETA gefällt wird und ihren Kampf um die Unabhängigkeit des Baskenlandes. Im Jahr 2011 erklärte die ETA den bewaffneten Kampf für beendet, in knapp 50 Jahren starben über 800 Menschen bei Anschlägen und Attentaten. Fernando Aramburu erzählt die Geschichte eines politischen Konflikts anhand zweier Familien in einer kleineren Ortschaft im Baskenland und es tut manchmal furchtbar weh, zu lesen, welche Wunden von Fanatismus und Extremismus gerissen werden.

 

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